Abbezahlen vs. Privatinsolvenz
Ist eine Privatinsolvenz dem abbezahlen der Schulden immer vor zu ziehen, oder gibt es Situationen in denen das Bezahlen der Schulden sinnvoller sein könnte?
Vor einer Entscheidung sollten alle Vor- und Nachteile genau betrachtet und bewertet werden. Eine vorschnelle Entscheidung ist nicht ratsam.
Schuldenberater sind sehr schnell mit der Möglichkeit der privaten Insolvenz. Das ist einfach, denn so gibt es weniger Arbeit für den Berater und ein Treuhänder kümmert sich um den weiteren Ablauf. Die Frage ist jedoch, wie stehen Sie dazu und wie wirkt sich die Verbraucherinsolvenz auf Ihr weiteres Leben aus. Wägen Sie genau ab, was sich verändert, ob Sie mit der Veränderung leben können und welche Folgen sich aus der Insolvenz ergeben könnten.
Die Privatinsolvenz lohnt sich nur dann, wenn die Schulden sehr hoch sind und Sie keinerlei Reserven mehr haben, um
wenigstens 2 bis 10 Prozent der Gesamtsumme monatlich an die Gläubiger abzuzahlen.
Schuldenplan erstellen
Um fest zu stellen, ob sich nicht eher die Schuldenabzahlung lohnt, nehmen Sie am besten Kontakt zu Ihren Gläubigern auf und fertigen einen
aktuellen Schuldenplan an. Das ist quasi Ihr Herzstück der ganzen Planung und letztlich die Basis für Ihre Entscheidung. Dann überlegen Sie gemeinsam mit Ihrer Familie, ob es nicht
Einsparungsmöglichkeiten gibt oder die
Aufnahme von Nebentätigkeiten eine Variante zur Schuldenabtragung ist. Überprüfen Sie, ob Sie ob alle sozialen Leistungen erhalten, die Ihnen zustehen. Hier können Sie die Dienste der AWO oder des DRKs in Anspruch nehmen. Es gibt auch verschiedene
Rechner im Internet, die Ihren wahrscheinlichen Bedarf an Sozialleistungen errechnen.
Welche Form der Schuldentilgung von Ihnen auch gewählt wird, liegt allein bei Ihnen und Ihren Möglichkeiten. Es erfordert in beiden Fällen jede Menge
Disziplin und Verzicht.
Vorteile
Beide Formen der Schuldentilgung haben Ihre Vor- und Nachteile und alles richtet sich nach Ihren individuellen Gegebenheiten. Schauen wir uns zunächst die
Schuldenabzahlung genauer an. Diese lohnt sich in jedem Fall, wenn Ihre
Schulden grade noch überschaubar sind, noch keine Einsparungen von Ihnen vorgenommen wurden und Sie über reichlich Disziplin verfügen.
Die Schuldentilgung erfolgt ja eigentlich in Abzahlung ebenso wie in der Privatinsolvenz. Jedoch können bei der Abzahlung von Schulden
die Einträge in der SCHUFA vermieden werden, was bei bestimmten Berufsgruppen einfach notwendig ist. Mit dem
Besuch des Gerichtsvollziehers muss nicht mehr gerechnet werden, wenn ein guter und ehrlicher Kontakt zu den Gläubigern besteht. Die Voraussetzung für die Abzahlung ist ein
ausreichendes Einkommen. Sie können die
Abzahlungsrate pro Gläubiger selbst bestimmen und sind nicht auf die Pfändungsgrenzen angewiesen. Sie haben also in finanziellen Dingen
mehr Vorteile und Freiheiten.
Die Nachteile
Der
Nachteil bei der Abzahlung ist die
Anspannung und Ungewissheit, ob nicht einer der Gläubiger die Geduld verliert und den Gerichtsvollzieher mit der Pfändung oder der EV beauftragt. Außerdem brauchen Sie
viel Geduld und Disziplin, um den Tilgungsplan durchzuhalten.
Mit der
Privatinsolvenz wird Ihnen in
finanziellen Belangen alles aus der Hand genommen und Sie sind gezwungen vor jedem weiteren Schritt in Ihrem Leben den
Treuhänder zu informieren oder seine Erlaubnis einzuholen. Die
Höhe der Schulden sind für die Verbraucherinsolvenz nur zweitrangig. Wenn Sie hoffnungslos überschuldet sind, dann ist dieser Weg für Sie optimal. Die
Tilgung der Schulden ist dabei zwar
abhängig von Ihrem Einkommen, doch wenn nichts da ist, kann nichts verteilt werden. Die Zeit, bis Sie die Restschuldbefreiung erhalten, ist absehbar. Doch Sie haben den
Eintrag in der SCHUFA, der Sie selbst nach der Entschuldung für drei Jahre noch begleiten wird. Dadurch sind Ihnen die Möglichkeiten beschnitten, beispielsweise einen simplen
Anbieterwechsel vorzunehmen.
Was für Sie besser geeignet ist, liegt in Ihrem eigenen Ermessen. Diese Entscheidung kann Ihnen niemand abnehmen.